Es ist offiziell. Donald Trump hat die Wahl zum 45. US-Präsidenten gewonnen. Entgegen aller Erwartungen und aller Prognosen ; entgegen starkem Gegenwind vom gesamten politischen Establishment, von allen Demokraten und vielen führenden Republikanern, von Intellektuellen und Journalisten, von Promis und privaten Drahtziehern. Beobachter sind fassungslos. Manche, wie etwa David Remnick im New Yorker, sprechen von einer “amerikanischen Tragödie”; andere, wie Piers Morgan, von einer „erstaunlichen Errungenschaft“. Aber alle, wirklich alle, überlegen nun, wie es zu diesem erstaunlichen Ergebnis kommen konnte. Meine Theorie: Suchtverhalten.
Klar, der Wahlsieg von Donald Trump hat viele Hintergründe. Etwa die Unzufriedenheit der Amerikaner mit dem Status Quo. Hillary Clinton wurde weitgehend als nahtlose Nachfolgerin von Barak Obama angesehen. Und obschon der scheidende Präsident immer noch beachtliche Beliebtheitsgrade für seine Person in Anspruch nehmen kann, unterliegen seine außen- und innenpolitischen Entscheidungen heftiger Kritik. Viele Amerikaner sind vom Ergebnis der letzten acht Jahre enttäuscht und laufen deshalb von den Demokraten Obama und Clinton zu den Republikanern über. Ein solcher Wechsel zwischen den zwei führenden politischen Parteien im regelmäßigen Turnus ist nichts Ungewöhnliches. Er hat aber auch nicht viel mit der Person von Donald Trump zu tun.
Dafür haben die weit-verbreitete Unzufriedenheit mit den Berufspolitikern und mit der herablassend-bevormundenden Art der liberalen Medien sehr viel mit der Wahl von Trump zu tun. Dass nämlich Hillary, mit ihren Email-Problemen und ihrem professionell-geschliffenen Auftritten, just jene Berufspolitiker zu verkörpern scheint, die verachtet werden, und dass sie von den führenden Medien so klar zur Favoritin gekürt wurde, mag ihr geschadet haben.
All das sind plausible, vielzitierte Gründe für den Wahlausgang. Mir scheint aber ein ganz anderer Faktor einen größere Rolle im heutigen Triumph von Trump zu spielen. Sehen Sie, Donald Trump, hat sich in den letzten 18 Monaten als ständige Präsenz in den US-Haushalten etabliert. Er flimmerte, von frühmorgens bis spätabends über die diversen Bildschirme der Wähler, und sorgte stets für Aufsehen. Er war nie langweilig. Er brachte Farbe in den Alltag. Er lieferte Gesprächsstoff und jede Menge Unterhaltung. Und auf diese permanente Unterhaltung, diese ständige Sensation, diesen laufenden Überraschungseffekt wollen und können die Mehrheit der Amerikaner nicht mehr verzichten.
Ob sie es nun zugeben, oder nicht, die Wähler sind süchtig nach Trump oder vielmehr nach dem Adrenalinstoß, den er auszulösen vermag.
Diese Erkenntnis könnte auch Content Marketer zum Nachdenken anregen. Bislang ging es vielen von uns darum, Ausgewogenes und Durchdachtes zu produzieren. Fortan mag es, a la Trump, besser sein, zu schockieren, zu provozieren und dergestalt zu faszinieren. Aber Achtung: Offiziell ist dieser Tipp nicht.
In diesem Sinn…Happy Content Marketing:
Yvette Schwerdt